Hans Liberg blickt in die Zukunft. Foto: Thomas Mayer |
Matthias Becker: Herr Liberg, “Klavier-Komiker”, “Musik-Comedian”, “Humor-Virtuose”: welche Bezeichnung gefällt Ihnen am besten?
Hans Liberg: Ach, das ist mir eigentlich egal, aber was andere daraus machen, ist meistens Klavier-Komiker, das ist gut. Als Musik-Clown möchte ich mich nicht bezeichnen.
MB: Kürzlich hat Ihnen Ihre Majestät, Königin Beatrix, einen hohen königlichen Orden verliehen und Sie zum “Ritter des Ordens vom Niederländischen Löwen” geschlagen. Ist das nach dem EmmyAward der Triumph Ihrer Karriere?
Liberg: Das ist jetzt der Ritt durch die Schlösser. Es gibt mehrere Punkte in meiner Karriere, die ich nicht schlecht finde und die mich sogar stolz machen. Das ist natürlich ein Höhepunkt und eine offizielle Anerkennung meiner Arbeit. Die Königin und ihre Familie kommen regelmäßig zu meinen Shows und sind echte Fans. So etwas ist eine tolle Überraschung.
MB: Wie kommt ein „ganz normaler, kleiner Junge aus Amsterdam“ zu so hohen künstlerischen Weihen?
Liberg: Sowas kann man wohl nur, wenn man ein ganz normaler, kleiner Junge aus Amsterdam ist, erreichen. Viele Künstler, wie z.B. auch Picasso, kommen aus solchen einfachen Umständen. Franz Schubert war auch nicht wirklich reich. Man muss sich das erobern. Vielleicht ist der Drang stärker, wenn man aus ganz normalen Verhältnissen stammt.
MB: Inspiriert durch das Klavier-Spiel Ihrer Großmutter hatten Sie früh den ersten Kontakt mit Musik...
Liberg: Oh ja, meine Großmutter, eine Deutsche übrigens, stammte aus Holzminden. Im 19. Jahrhundert kam sie auf der Suche nach Arbeit nach Holland. Die Holländer waren reich. Mein Urgroßvater war Hufschmied in Amsterdam und er ermöglichte meiner Großmutter Klavier zu spielen. Es gab ja noch keine CDs, nur ein altes Musikabspielgerät, welches heute nach 120 Jahren in meinem Besitz ist.
Während sich meine Großeltern mit klassischer Musik auskannten, hörten meine Eltern die Andrew Sisters, Glenn Miller, eben Kriegsmusik aus Amerika. Ich bin also mit einer sehr breiten musikalischen Spanne aufgewachsen.
MB: Mit 18 Jahren begannen Sie Musik-Wissenschaft in Amsterdam zu studieren. Ihre Diplomarbeit handelt vom Thema Scat Vocals. Was ist Ihnen wichtiger, Sprache oder Musik?
Liberg: Eigentlich die Musik, denn ich bin nicht immer so am Text interessiert. Ich höre nicht immer auf die Texte, es könnte auch Latein sein. Mir geht es mehr um die Geschichte, die die Musik erzählt.
MB: Muss man klassische Musik lieben, um Ihre Auftritte genießen zu können?
Liberg: Nein, keineswegs. Etwa 50 Prozent sind klassische Musik, 50 Prozent andere Musik. Es sind auch Kinder da, die meine Programme verstehen, obwohl sie mit Namen wie Brahms, Bach und Beethoven nichts anfangen können, aber intuitiv die Musik nachvollziehen können. Man muss nicht viel über klassische Musik wissen. Allerdings ist es toll, wenn man etwas über Klassik weiß, das ist dann wie eine doppelte Befriedigung.
MB: Steht hinter Witz und Komik - wie so häufig beim Clownesken - ein ernsthaftes Anliegen?
Liberg: Humor hat auch etwas Ernsthaftes, man braucht Humor wie Kunst, Träume und Musik. Das Leben besteht nicht nur aus Arbeiten und Essen. Humor macht die Leute human. Es hat auch mit Humus zu tun, man braucht ihn wie Kompost, um zu wachsen, um gesund zu bleiben, das ist eben das Ernsthafte daran. Humor kann auch einen tragischen Hintergrund haben, wie es zum Beispiel im Blues der Fall ist. Lachen und Weinen liegen nah beieinander. Humor ist auch, sich selbst nicht so ernst zu nehmen. Und man braucht Humor, um über sich selbst hinauswachsen und Neues zu schaffen.
MB: Es gibt Musiker, die Sie als „singende Zombies“ bezeichnen. Was werfen Sie André Rieu und Helmut Lotti genau vor?
Liberg: Das ist nicht persönlich gemeint. Ich bin mit Musik und Humor beschäftigt und was die beiden machen, ist auch Musik und Humor. Es hat mal jemand gesagt, man kann nicht etwas lächerlich machen, was an sich nicht schon ein wenig lächerlich ist. Es ist aber auch eigentlich gar nicht so lächerlich, sondern eher ein Phänomen. Das ist genau derselbe Grund, warum Golfspielen so populär geworden ist. Das hat mit sozialem Aufstieg zu tun, jetzt spielt jeder Golf. Das war mal ein ganz elitärer Sport. Und jetzt geht jeder zu André Rieu, zu klassischen Konzerten und früher war das elitär.
MB: Mit welchem Lied erobert man das Herz einer Frau?
Liberg: (lacht) Das hängt von der Frau ab. Ich glaube, man kann eine Frau besser mit Humor als mit Musik erobern. Meiner Frau habe ich allerdings die ganze Zeit (singt) „When I fall in love, it will be forever“ vorgesungen. Wir haben uns in Paris kennen gelernt. Es braucht wohl ein schönes Lied für eine schöne Frau, an einem schönen Ort.
MB: Sehr schön gesungen, gibt es eine Libergsche Lebensphilosophie?
Liberg: Es heißt ja, die Ausnahme bestätigt die Regel. Ich meine, die Ausnahme macht die Regel überflüssig. Jeder Mensch ist eine Ausnahme.
Das Interview führte Matthias Becker und wurde von Hans Liberg zur Verfügung gestellt. (sfr)
Weitere Informationen: Hans Liberg
Artikel erschienen am 13.09.2012 in Epoch Times Deutschland
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