Donnerstag, 26. September 2013

Der Rothirsch ist kein Schädling!

Ein stattlicher Zwölfender zieht durch einen Teich.   Foto: Peter Sommerfeld/pixelio.de
In wilder Jagd hetzte Hubertus von Lüttich (655-727) dem prächtigen Rothirsch hinterher. Der Legende nach stellte der Adelige das Tier nach langer Verfolgung, spannte den Bogen und hielt dann ergriffen inne: Der Heilige, der heute als Schutzpatron der Jagd gilt, erblickte ein strahlendes Kruzifix im Geweih des Tieres. Demütig kniete er nieder und achtet fortan die Tiere des Waldes. Am 3. November gedenken die Jäger Jahr für Jahr des Heiligen Hubertus und damit auch an das Verhältnis zwischen Mensch und Wildtier. 

Schädling mit Abschussquote

Das Bild des größten Landsäugetieres Deutschlands hat sich jedoch seit dem Mittelalter gründlich geändert. Als Schädling wird das prächtige Tier heute vor allem von der Forst- und Landwirtschaft gesehen. Selbst Naturschutzverbände fordern eine immer höhere Abschussquote, um den Bestand von Rotwild im Wald zu reduzieren.
Zum Hubertustag 2010 hat die Deutsche Wildtier Stiftung deshalb die Broschüre „Wild im Wald" veröffentlicht, die die positiven Wirkungen des größten heimischen Wildtieres und seine Bedeutung für den Wald und die Artenvielfalt aufzeigt. „Der Rothirsch ist sehr viel mehr als nur Wald-Schädling oder Jagd-Beute", sagt Andreas Kinser, Forst- und Jagd-Experte der Deutschen Wildtier Stiftung. „Er ist auch Gestalter des Waldes und der Artenvielfalt!" 

Der Rothirsch übernimmt wichtige Aufgaben in der Natur. „Als Spediteur transportiert er Pflanzensamen in seinem Fell und im Kot", so Kinser. Bei der Brunft-Wanderung eines Rothirsches können Samen auf diese Weise über 100 Kilometer weit befördert werden. Darüber hinaus werden einige Bereiche in den Wäldern durch die Fraßeinwirkungen der großen Wildtiere offen gehalten. Davon profitieren seltene, Licht liebende Pflanzenarten. In den feuchten Suhlen von Rotwild entstehen Lebensräume für Wasserinsekten. „Selbst sein ausfallendes Fell findet Abnehmer - viele Vogelarten nutzen es für den Nestbau", verrät Andreas Kinser. 

Mit der Broschüre „Wild im Wald", die gemeinsam mit dem renommierten Fachbuchautor Burkhard Stöcker entwickelt wurde, fordert die Deutsche Wildtier Stiftung nicht etwa höhere Wild-Bestände, aber eine faire Sichtweise auf Schalenwild in unseren Wäldern. Um das Thema „Wald und Wild" geht es auch auf dem 5. Rotwildsymposium der Deutschen Wildtier Stiftung. Es findet vom 1. bis 3. Dezember 2010 im Deutschen Jagd- und Fischereimuseum in München statt. (sfr/DeWiSt)




Artikel erschienen am 02.11.2010 in Epoch Times Deutschland

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen