Dienstag, 3. September 2013

Was mit Kindern in der Psychiatrie geschieht

Vorstellung des Bilderbuchcomics "Was ist denn schon normal?" Foto: UK Ulm
Comicfigur Tom trägt einen blauen Kapuzenpulli und weiß, was alle denken: Er war in der „Klapse" - vollgepumpt mit Medikamenten, in Zwangsjacke und Gummizelle... So stellen sich viele die Kinder- und Jugendpsychiatrie vor. Auch Tom wusste nicht, was ihn erwartet, als er wegen seiner Wut- und Angstattacken in die Klinik kam. Damit es anderen Kindern nicht so geht, erklärt Tom in dem einzigartigen Comicbilderbuch anderen Kindern, was die Kinder- und Jugendpsychiatrie eigentlich ist und was er dort gemacht hat. 

"Was ist denn schon normal?" heißt das einzigartige Bilderbuchcomic, geschrieben von der Ulmer Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/ Psychotherapie, das Kindern erklärt, was in einer Kinder- und Jugendpsychiatrie passiert. 

Falsche Vorstellungen 

Screenshot der Broschüre "Was ist denn schon
normal?". 
Foto: SFR

„Wir haben in unserer täglichen Arbeit und einer daraufhin angefertigten Studie festgestellt, dass Kinder, die zu uns kommen, oft keine oder falsche Vorstellungen davon haben, was in der Kinder- und Jugendpsychiatrie geschieht", beschreibt Prof. Dr. Jörg M. Fegert, Ärztlicher Direktor der Ulmer Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie die Motivation für die Erstellung des Comicbuches. „Zum Teil wird den Kindern erzählt, es sei wie auf einer Ferienfreizeit, um sie zur Therapie zu motivieren, zum Teil wird ihnen aber auch mit einem stationären Aufenthalt gedroht. Beides macht es Kindern schwer, sich auf ihre Therapie in der Kinder- und Jugendpsychiatrie einzustellen." Das Buchprojekt ist deshalb so ungewöhnlich, weil die meisten Informationsbroschüren über psychiatrische oder psychotherapeutische Behandlung von Kindern für Erwachsene geschrieben sind. 

Comicfigur Tom erklärt 

In dem Comicbilderbuch „Was ist denn schon normal?" erklärt die Figur Tom, wer ihm in der Klinik geholfen hat, seine Wut- und Angstattacken zu überwinden, wie sein Tagesablauf war, was eine Musik- oder Ergotherapie ist, wie er sich mit Sophie angefreundet hat, wo er zur Schule gegangen ist und - für viele Kinder eine ganz wichtige Frage: Wann er seine Eltern sehen konnte. 

„Wir haben die Texte geschrieben und von Kindern aus Ulmer Schulklassen probelesen lassen", berichten die Autorinnen Corinna Piontkowski und Corinna Mors. „Das Buch soll Kindern ermöglichen, ihre eigene Situation zu verstehen, ihre Rechte zu kennen und so die Chance zu haben, an der Lösung der eigenen Probleme mitzuarbeiten." Die Berliner Grafikerin Annette Köhn setzte die kindgerechten Texte in einer Mischung aus Bilderbuch und Comic, Zeichnung und Foto spielerisch um. 

In Deutschland steigt die Zahl der psychisch auffälligen Kinder stetig an. Der KIGGS-Survey des Robert-Koch-Instituts zeigte, dass 20 Prozent der Kinder in Deutschland wahrnehmbar verhaltensauffällig und 5 bis 10 Prozent klinisch behandlungsbedürftig sind. Die häufigsten psychischen Erkrankungen sind das Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Syndrom ADHS, emotionale Probleme, Depression, Angst, Störung des Sozialverhaltens - neben Krankheitsbildern, die auch im Erwachsenenalter vorkommen wie Schizophrenie oder Essstörungen. (sfr/UK Ulm) 

Weitere Informationen und kostenloser Download der Broschüre: Universitätsklinikum Ulm


Artikel erschienen am 02.11.2010 in Epoch Times Deutschland

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