Donnerstag, 3. Oktober 2013

Mehr Drogen bei Atheisten?


Was gibt der Seele Kraft - was lässt sie (ver)zweifeln? Foto: lichtkunst.73/pixelio.de
Religion ist gut - Glaube ist besser? Unter jungen Schweizer Männern, die sich als gottesgläubig bezeichnen, gibt es weniger Raucher, Kiffer und Ecstasy-Konsumenten als unter Gleichaltrigen, die sich als Atheisten betrachten. Der Glaube ist ein Faktor, der vor Suchtverhalten schützt. Zu diesem Schluss gelangt eine vom Schweizerischen Nationalfonds unterstützte Studie.

Karl Marx hat die Religion als "Opium des Volks" bezeichnet. Dennoch scheint Religion Menschen vom Drogen-Konsum abzuhalten, wie neue Umfrageresultate nahelegen. Forscher um Gerhard Gmel vom Universitätsspital Lausanne zeigen in der Fachzeitschrift "Substance use & misuse", dass religiöse junge Männer weniger zu Suchtmitteln greifen, als agnostische und atheistische Gleichaltrige in der Schweiz.

Die Fragebögen von 5387 knapp 20jährigen Männern haben die Forscher ausgewertet. Aufgrund der Antworten bildeten sie fünf Gruppen:

  • die "Religiösen" glauben an Gott und besuchen den Gottesdienst,
  • die "Spirituellen" glauben an eine höhere Macht, praktizieren aber keine Religion,
  • die "Unsicheren" wissen nicht, was sie von Gott halten sollen,
  • die "Agnostischen" gehen davon aus, dass niemand wissen kann, ob es einen Gott gibt oder nicht,
  • und die "Atheisten" glauben nicht an Gott.
Für diese fünf Gruppen haben die Forscher einen unterschiedlichen Umgang mit Suchtmitteln ausgewiesen. Unter den 543 religiösen jungen Männern rauchen30 Prozent täglich Zigaretten, 20 Prozent kiffen mehr als einmal pro Woche, und weniger als ein Prozent hat im letzten Jahr Ecstasy oder Kokain konsumiert. Unter den 1650 atheistischen jungen Männern rauchen hingegen 51 Prozent täglich, 36 Prozent kiffen mehr als einmal in der Woche und sechs beziehungsweise fünf Prozent haben im letzten Jahr Ecstasy oder Kokain zu sich genommen. Die drei zwischen den Extrempositionen stehenden Gruppen liegen nicht nur mit ihren religiösen Anschauungen, sondern auch mit ihrem Suchtmittelkonsum in der Mitte.

Schützender Einfluss

Für Gmel zeigen diese Zahlen, dass es sich bei der Erforschung des Suchtverhaltens lohnt, nicht nur Risiko-, sondern auch Schutzfaktoren zu bestimmen. Wie die Zahlen seiner Studie belegen, gehört der Glaube zu den schützenden Einflüssen vor dem Suchtmittelkonsum. Ob die Unterschiede zwischen den Gruppen mit moralischen Vorstellungen der Betreffenden oder der sozialen Kontrolle des Umfelds zu tun haben, bleibt offen. 

Quelle: Gerhard Gmel, Meichun Mohler-Kuo, Petra Dermota, Jacques Gaume, Nicolas Bertholet, Jean-Bernard Daeppen and Joseph Studer (2013). Religion Is Good, Belief Is Better: Religion, Religiosity, and Substance Use Among Young Swiss Men. Substance Use & Misuse online. doi: 10.3109/10826084.2013.799017

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