Biathlon - die Leistungen der deutschen Biathletinnen und Biathleten werden immer mit Spannung verfolgt. Besonderes Interesse gilt dabei den Augenblicken, wenn die Biathlon-Läufer versuchen, am Schießstand möglichst rasch die Scheiben zu treffen, um gleich darauf wieder in die Loipe zu kommen. Mit kalten Fingern und pochendem Herzen ist es aber den Biathlon-Schützen zumeist gar nicht so einfach, schnell und gleichzeitig fehlerfrei zu schießen. Dies liegt auch an dem Konflikt zwischen der Schnelligkeit und der Genauigkeit gezielter Handlungen (Speed-Accuracy-Tradeoff = SAT), der sich bei uns im Gehirn abspielt. Da Schnelligkeit zumeist mit geringerer Genauigkeit einhergeht, können beim Biathlon überhastete Schüsse leicht ihr Ziel verfehlen und werden – zum Ärger der Biathlon-Läufer sowie der Biathlon-Fans – mit Extrarunden oder Zeitstrafen geahndet. Welche Prozesse beim Abwägen zwischen Schnelligkeit und Genauigkeit von Handlungen im Gehirn ablaufen, haben nun Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Regensburg, auch für Optimierungen im Bereich Biathlon, näher untersucht.
In einem Versuch analysierte das Forscherteam um Prof. Dr. Karl-Heinz Bäuml, Dr. Bernhard Pastötter und Franziska Berchtold vom Institut für Psychologie die Gehirnaktivitäten von Testpersonen vor und während des Ausführens von bestimmten Handlungen, die entweder möglichst schnell oder möglichst fehlerfrei ausgeführt werden sollten. Die entgegengesetzten Anweisungen führten dabei – bereits vor der Umsetzung – zu unterschiedlichen Aktivitäten in der motorischen, visuellen, frontalen und handlungssteuernden Gehirnregion.
Bisher dachten Wissenschaftler, dass erst das Ausführen einer Handlung wie im Biathlon den Konflikt zwischen Geschwindigkeit und Genauigkeit auslöst und nicht bereits die der Handlung vorausgehende Grundaktivität der entsprechenden Gehirnregionen. Eine Schwerpunkt-Legung auf Geschwindigkeit verringert die „Distanz“ zwischen Grundaktivität und Aktivierungsschwelle und führt zu schnellen, aber fehlerbehafteten Handlungen. Eine Schwerpunkt-Legung auf Genauigkeit vergrößert den Abstand zwischen Grundaktivität und Aktivierungsschwelle und führt zu genaueren, wenngleich langsameren Handlungen.
Schnell und fehlerfrei?
Die Ergebnisse der Forscher zeigen, dass die der Handlung vorausgehenden Grundaktivitäten in den motorischen, visuellen und handlungssteuernden Gehirnregionen variabel sind während die Aktivierungsschwellen „fix“ bzw. „starr“ sind. Was einfach ausgedrückt bedeutet: "Mentale Vorbereitung auf eine Handlung ist alles" - oder - "Konzentration ist wichtiger als Kraft" ganz im Sinne von traditionellem asiatischen Kampfsport-Arten - oder eben - Biathlon.
Nach Ansicht der Forscher sollte es beim Biathlon den Sportlern deshalb bereits beim Anfahren des Biathlon-Schießstandes möglich sein, ihre Aktivitäten im Gehirn so zu kontrollieren, dass sie möglichst effektiv die letzten und entscheidenden Schüsse abfeuern. „Die Fähigkeit des Regulierens einer bevorstehenden Handlung im Gehirn kann von Biathlon-Sportlern vermutlich auch erlernt werden“, so Pastötter. Neben dem Trainieren der Biathlon-Lauftechnik oder -Schießübungen könnte für die Biathlon-Stars Magdalena Neuner oder Michael Greis somit auch bald „Gehirnjogging“ auf dem Übungsplan stehen. (sfr / idw-online)
Artikel erschienen am 11.12.2011 in Epoch Times Deutschland
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