Die indische Polizei hat am Donnerstag einen Protestmarsch von Exil-Tibetern aufgelöst und die mehr als 100 Teilnehmer festgenommen, wie Nachrichtenagenturen berichten. Die Demonstranten traten daraufhin in einen Hungerstreik, wie einer ihrer Sprecher, Tenzin Palkyi, mitteilte.
Auch Europäer im Hungerstreik
Der am Montag gestartete Protestmarsch wurde am Morgen in der Stadt Dehra gestoppt. Die Teilnehmer ließen sich von den Polizisten in Busse führen. Sie sollen nach Polizeiangaben wegen Störung der öffentlichen Ordnung vor Gericht gestellt werden. Neun Tibet-Aktivisten aus Deutschland, den USA, Schottland, Polen und Australien wurden nicht festgenommen. Sie schlossen sich aber dem Hungerstreik an. Die Teilnehmer an der Demonstration wollten zu den Olympischen Spielen in Peking ein Zeichen für die Unabhängigkeit Tibets setzen.
In der tibetischen Hauptstadt Lhasa umstellten starke Einheiten der Polizei und der Armee zwei buddhistische Klöster, in denen es am Montag zu Protesten von Mönchen gekommen war. Mehr als 2.000 Polizisten riegelten nach Berichten von Augenzeugen das Kloster Sera ab, während das Kloster Drepung von drei Reihen Soldaten umstellt wurde. Ein Sprecher des Außenministeriums in Peking, Qin Gang, beschuldigte den geistlichen Führer der tibetischen Buddhisten, den Dalai Lama, separatistische Bestrebungen zu fördern.
Mönche misshandelt
Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) berichtete dazu, dass am 10. März 300 Mönche aus den am Stadtrand von Lhasa gelegenen Klöstern Drepung und Sera zu einem friedlichen Protestmarsch in Richtung Stadtzentrum aufbrachen, als sie, noch bevor sie Lhasa erreichen konnten, von chinesischen Sicherheitskräften gestoppt wurden. Unter anderem wurden neun Mönche, die die chinesische Polizei als "Anführer" bezeichnete, festgenommen. Nach Augenzeugenberichten misshandelten die Sicherheitskräfte die Mönche bei ihrer Festnahme.
Am 11. März kam es wieder zu Protesten, so die IGFM. Diesmal versammelten sich 500 bis 600 Mönche bereits gegen drei Uhr morgens und brachen vom Kloster Sera aus auf. Sie zogen laut Augenzeugen Parolen wie "Wir wollen Freiheit" und "Befreit unser Volk" rufend in Richtung Polizeistation, um die Freilassung der am Vortag festgenommenen Mönche zu fordern. Kurz vor der Polizeistation, stoppten chinesische Sicherheitskräfte die Menge durch den Einsatz von Tränengas. Auch in Klöstern der Provinz Qinghai protestierten Mönche am Montag, die örtliche Polizei umstellte zwar das Kloster Ditsa, es kam dort jedoch zu keinen Festnahmen.
Meinungs-, Rede- und Versammlungsfreiheit praktisch aufgehoben
Die Tibeter sehen sich schon seit der Besatzung im Jahr 1951 durch die Volksrepublik China Repression und gewalttätigem Vorgehen gegen sie ausgesetzt. Im Hinblick auf die Olympischen Spiele werden die Rechte der Tibeter jedoch noch weiter eingeschränkt. Unter dem Vorwand der Aufrechterhaltung von Stabilität und sozialer Ordnung sind Meinungs-, Rede- und Versammlungsfreiheit der Tibeter praktisch aufgehoben. Tibeter und vor allem Mönche, die trotzdem ihre Meinung äußern und für ihre Rechte auf den Straßen Tibets demonstrieren, werden festgenommen, geschlagen und gefoltert. Aus Anlass der Proteste von Montag und Dienstag wurden von den Behörden nun zusätzliche paramilitärische Kontingente bereitgestellt, um weitere Proteste zu vermeiden und die Bevölkerung vor Aktivitäten gegen die chinesische Besatzung einzuschüchtern.
China ist Menschenrechtsverletzer
Weiter sagt die IGFM, dass die chinesische Regierung am Rande der Jahrestagung des Nationalen Volkskongresses deutlich machte, dass Tibet im Souveränitätsbereich der VR China liege und eine Einmischung ausländischer Regierungen einen Eingriff in diesen bedeute. Außenminister Yang Jiechi wies jegliche Kritik an der Menschenrechtspolitik Chinas zurück. Trotz anhaltender schwerster Menschenrechtsverletzungen strich die Regierung in Washington die VR China von der schwarzen Liste der zehn schlimmsten Menschenrechtsverletzer. Die aktuellen Geschehnisse in Tibet lassen Menschenrechtler von einer Absurdität dieser Entscheidung sprechen.
Bergsteiger in Tibet neuerdings unerwünscht
Und weiter berichtet die Associated Press heute, dass die chinesische Regierung Bergsteigern in diesem Frühjahr die Erlaubnis verweigert, den Mount Everest von Tibet aus zu besteigen. Hintergrund sind offenbar Sorgen, protibetische Aktivisten könnten den geplanten olympischen Fackellauf auf den welthöchsten Berg (8.850 Meter) stören. Der Mount Everest liegt im Grenzgebiet zwischen Tibet und Nepal.
Die chinesische Regierung nutzt die Olympischen Spiele aus, um verschärft gegen friedliche, aber unliebsame Einwohner im rotkommunistischen Regierungsbereich mit Freiheitsbestrebungen aller Art, ob Religionsausübung oder Autonomiebestreben vorzugehen. Die Internationale Gemeinschaft hält zur Zeit noch still unter dem Deckmäntelchen von Terror-Abwehr-Maßnahmen und diplomatischer Verstrickungen. Doch die Spiele rücken näher - und damit auch die unzähligen Touristen und politischen Führer aus aller Welt. (sfr/IGFM/AP)
Artikel erschienen am 13.03.2008 in Epoch Times Deutschland
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