Dienstag, 12. März 2013

„Spitzenpolitiker leisten mehr als Wirtschaftsführer“

Edmund Stoiber bei einem Interview im Vogel Convention Center in Würzburg. Foto: Christian VisualBeo Horvat - GNU
Dass Spitzenpolitiker mehr leisten als Wirtschaftsführer, ist keine These, sondern die gelebte Erfahrung von Edmund Stoiber, EU-Berater und früherer Ministerpräsident Bayerns. Stoiber hält Spitzenpolitiker für deutlich höher belastet als Top-Manager. „Was eine Bundeskanzlerin oder ein Bundeskanzler physisch oder psychisch leisten muss, geht über das Pensum der allermeisten Unternehmensführer weit hinaus“, sagte der langjährige CSU-Vorsitzende in einer Diskussion über das Anforderungsprofil an Führungskräfte in Wirtschaft und Politik im Rahmen der Feier zum 20-jährigen Bestehen der Munich Business School. Im Gegenzug stellte der Präsident der MBS, Rudolf Gröger, in seiner Festrede die Leitlinien für die weitere Entwicklung einer der führenden Wirtschaftshochschulen im deutschsprachigen Raum vor.

Auch das Arbeitspensum der politischen Entscheider hält Stoiber für höher: „Spitzenpolitikerinnen und -politiker arbeiten deutlich mehr als alle Spitzenrepräsentanten der Wirtschaft, die ich kenne.“ Die höhere Belastung ergebe sich beispielsweise aus der ständigen öffentlichen Beobachtung und Bewertung der Entscheidungen und Verhaltensweisen der Politiker. „Die Beschleunigung der Kommunikation, denen sich viele Manager durch die neuen Kommunikationstechnologien und sozialen Medien ausgesetzt sehen, wirkt für Akteure im politischen Raum noch viel stärker“, sagte der ehemalige bayerische Spitzenpolitiker und heutige EU-Berater den Studenten, Absolventen, Professoren und Dozenten der privaten Wirtschaftshochschule.

Der Präsident der Münchner Wirtschaftshochschule, Rudolf Gröger, machte dagegen das Spannungsfeld deutlich, in dem sich Führungskräfte in Unternehmen auch künftig bewegen werden. „Unser Ideal ist die authentische und respektvolle Führungspersönlichkeit mit hervorragenden fachlichen Kenntnissen und Fähigkeiten, die über ein stabiles Wertesystem verfügt“, sagte Gröger, der langjährige CEO von O2 Germany. Sowohl erfolgreiches Unternehmertum als auch wirksame Führung erforderten aber den gelegentlichen Regelbruch, ohne den Fortschritt und Entwicklung auch in Organisationen nicht möglich sei. „Dem Konflikt zwischen Regeltreue und gelegentlich notwendigem Regelbruch werden Verantwortungsträger immer wieder ausgesetzt sein und darauf muss eine Business School ihre Absolventen vorbereiten“, erklärte der ehemalige Spitzenmanager und begründete damit die verstärkte Orientierung der Munich Business School auf die Persönlichkeitsbildung der Studierenden.

Der MBS-Präsident verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass die Munich Business School bei ihrer Gründung im Jahr 1991 angetreten war, um hinsichtlich der Internationalität und der Praxisnähe des Wirtschaftsstudiums neue Maßstäbe für die deutsche Hochschullandschaft zu setzen. Dies sei erreicht worden. Dabei habe die Persönlichkeitsbildung der Studenten parallel zu den fachlichen Studieninhalten von Anfang an einen größeren Raum eingenommen als an anderen Hochschulen. „Dazu waren wir auch deshalb in der Lage, weil wir keine große Einrichtung sind, sondern mit unseren Studenten in kleinen Studiengruppen arbeiten können“, sagte Gröger. Diese Orientierung müsse gewahrt bleiben auch bei zukünftigem Wachstum der Hochschule. Sowohl die konsequente inhaltliche Parallelität von persönlichkeitsbildender und fachlicher Ausbildung als auch die leistungsfördernden Bedingungen des Studiums in kleinen Gruppen gehörten zum Markenkern der Munich Business School, der auch dann nicht infrage gestellt werde, wenn wie gegenwärtig die Hochschule durch ihre Erfolge wachsenden Zulauf erfahre.

Die Munich Business School bildet Führungskräfte für die Wirtschaft aus. Fast 900 Absolventen – darunter etwa ein Viertel aus dem Ausland – haben das Studium der internationalen Betriebswirtschaft an der MBS inzwischen abgeschlossen. Die Qualität der Ausbildung und die wachsende Reputation der Hochschule hatten in den vergangenen Jahren zu einer stetigen Zunahme der Studentenzahlen geführt. Die Feier zum 20-jährigen Bestehen der MBS war gleichzeitig der Studienstart für 250 neue Studenten, die ihre Ausbildung im Bachelor-Studiengang, in verschiedenen Master-Studiengängen oder im berufsbegleitenden MBA-Studiengang begonnen haben. (sfr/idw-online)


Artikel erschienen am 21.09.2011 in The Epoch Times Print Nr. 290

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