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Die Geschichte des jungen
Clownfisch Nemo, der rund um das Great Barrier Reef vor der Küste
Australiens die wildesten Abenteuer erlebt, obwohl er seit seiner Geburt
eine lahme Flosse hat. Nemo wird an seinem ersten Schultag auf dem Weg
zur Schule von einem Wochenend-Taucher entführt. Sein Vater begibt sich
auf die gefährliche Suche nach ihm. Dies ist der Startschuss zu einer
faszinierenden Reise durch die Unterwasserwelt, in der auch der
Spaß-verliebte Zuschauer ganz beiläufig so einiges über
Naturzusammenhänge und Umweltverschmutuzung lernt.
Mit Hilfe einer verrückten Gang von tropischen Fischen kommt der
kleine Nemo schließlich frei - durch den Abfluss des Waschbeckens einer
Zahnarztpraxis. Dies sollte aber niemand mit seinen Fischen nachmachen.
Film und Wirklichkeit
"In Wirklichkeit haben tropische Meeresfische in der Kanalisation
keine Überlebenschancen", erklärt Roland Melisch vom WWF Deutschland.
Ganz im Gegenteil: "Wer seinen Zierfisch
daheim die Toilette herunterspült, schenkt ihm nicht die Freiheit,
sondern schickt ihn in den sicheren Tod." In Amerika, wo der Film im
Sommer 2003 bereits mit Erfolg gelaufen war, traten laut
Nachrichtensender CNN reihenweise Kinder an die heimische Kloschüssel,
um ihre Zierfische mittels Spülung dem berühmten Clownfisch aus dem Kino
folgen zu lassen.
Besorgte Anrufe amerikanischer Eltern bei
Klärwerken überall in den Vereinigten Staaten seien die Folge gewesen.
Die wollten wissen, ob man das geliebte Haustier noch retten kann,
nachdem es in den Tiefen der Kanalisation verschwunden ist. "Leider
nicht", lautet die Antwort aller Experten. Roland Melisch vom WWF
erklärt: "Fische haben sehr empfindliche Organe für die Orientierung
unter Wasser. Diese werden durch den hohen Druck beim Abgang im Klorohr
verletzt. Die Folge wäre der Verlust jeder Orientierung."
Doch selbst wenn manche Fische heil in der Kanalisation ankämen, wäre
ihr Überleben keineswegs gesichert. Viele Zierfische brauchen nämlich
warmes Wasser. Mit den niedrigen Temperaturen im deutschen
Abwassersystem kommen sie nicht zurecht. Ihnen fehlt dort nicht nur die
Nahrungsgrundlage, sondern es drohen zusätzliche Gefahren in Form von
hungrigen Ratten oder Schadstoffen im Wasser.
K.o. im Klärwerk
WWF-Experte Melisch weiß aber, dass exotische Zierfisch-Populationen
schon vereinzelt im Bereich höherer Wasser-Temperaturen im
Kühlwasser-Auslauf von Kraftwerken und Industriebetrieben gesichtet
wurden: "Diese kommen jedoch von skrupellosen Aquarianern, die ihrer
Fische überdrüssig wurden und sie direkt dorthin kippten. Damit bedrohen
sie die heimische Gewässer-Fauna. Ein Fisch hingegen, der aus der
Kanalisation kommt, überlebt vielleicht noch irgendwie im Abwasser, hat
aber im Klärwerk selbst keine Chance."
Wenn nicht schon
durch Grob- und Feinrechen zerlegt, wartet spätestens in den
biologischen und chemischen Abbauprozessen der Tod. Ein Ende als
Klärschwamm auf der Abfalldeponie? Das wünscht sich kein Kinofan für
seine Haustiere daheim im Aquarium.
Und deshalb appelliert der WWF an alle, die sich von "Findet Nemo"
verzaubern lassen, dem Beispiel auf der Leinwand nicht zu folgen.
"Exotische Zierfische gehören nicht ins Klo", sagt Roland Melisch im
Hinblick auf gut gemeinte Befreiungsaktionen.
Nemo bitte nicht verschenken
Und auch nicht unter dem Christbaum. In amerikanischen
Zoohandlungen erlebten Nemo und seine Artgenossen einen Boom. Dort hatte
ein gewaltiger Run auf die Protagonisten aus dem Erfolgsfilm
eingesetzt.
Roland Melisch vom WWF kann vor diesem Trend nur
warnen: "Die Haltung von exotischen Fischen in Aquarien bedeutet in der
Regel eine große Verantwortung, der Kinder nicht zwangsläufig gewachsen
sind. Das gilt umso mehr bei Fischen, die aus dem Meer stammen." Marine
Zierfische und andere Meeresorganismen zu halten, ist extrem schwierig.
Um Paragraph 2 des Tierschutzgesetzes gerecht zu werden, der
verlangt, dass der Halter eines Tieres "über die für eine angemessene
Ernährung, Pflege und verhaltensgerechte Unterbringung des Tieres
erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten verfügen" muss, sollte
unbedingt ein sogenannter Sachkundenachweis erworben werden.
Auch der Handel mit den Bewohnern bunter Korallenriffe sei
problematisch: "Meerwasser-Fische stammen meistens aus der Wildnis,
manche Arten werden sogar als bedroht eingestuft. Für jeden
verantwortungsvollen Aquarianer gilt: Finger weg von Meerwasser-Fischen,
wenn die Herkunft nicht nach den Kriterien des Marine Aquarium Council
(MAC) zertifiziert ist."
Im Gegensatz zur
Meerwasser-Aquaristik handelt es sich bei der Süßwasser-Aquaristik um ein
weniger bedenkliches Freizeitvergnügen, da Süßwasser-Fische häufig aus
Zuchten stammen. Kaufen sollte man in jedem Fall nur bei fachlich
qualifizierten, seriösen Händlern.
Artikel erschienen am 04.03.2007 in Epoch Times Deutschland
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